Absturzdatum: | 29.10.1944 | ||
Absturzzeit: | 11:45 Uhr | ||
Absturzursache: | Abschuß durch Me 262 | ||
Flugzeugtyp: | P-38 F-5E-3-LO | ||
Kennzeichen: | 729 | ||
Kennung: | dunkelblau, rot, weiß | ||
Seriennummer: | 44-23729 | ||
Besatzung: | 1 (POW) | ||
MACR / J: | 10229 / 2352 | ||
Einheit: | 7. PRG / 22. PRS | ||
Herkunftsland: | USA |
Second Lieutenant Eugene Selzer Williams flog an
diesem Tag mit seinem P-38 Aufklärungsflugzeug in 10.000 m Höhe mit dem
Auftrag, die Städte Minden und Osnabrück zu fotografieren. Als er in
Richtung Osnabrück steuerte, wurde er plötzlich von einem deutschen
Jagdflugzeug, einer Me 262, aus 20 Metern Entfernung beschossen.
Er schob beide Gashebel nach vorn und tauchte ab, um zu entkommen. Unter
sich entdeckte er eine weitere Me 262 und hielt sein Flugzeug in einem
steilen Sturzflug. Der Höhenmesser fiel erschreckend schnell auf 4.000
m. Williams versuchte seine F-5E unter Kontrolle zu bringen, konnte sie
aber nicht mehr hochziehen. Weil er keine andere Möglichkeit sah,
schnallte er seinen Sicherheitsgurt auf und öffnete das Cockpitdach. Der
Wind schoß ihm um die Ohren und zog den verblüfften Piloten aus dem
Cockpit. Halb bewußtlos versuchte Williams, die Reißleine seines
Fallschirmes zu ziehen. Seine Arme schienen ihm aber nicht zu gehorchen.
So sehr er sich auch anstrengte, er konnte den Griff nicht erreichen.
Wieder
und wieder versuchte er seine Arme zu bewegen. Mit seiner linken Hand
tastete er sich an seinen Kopf und ergriff sein Gesicht, dann seinen
Kragen und seine Jacke, bis sich seine Hand schließlich zum
Fallschirmgriff durchgearbeitet hatte. Williams ergriff ihn und zog. Der
Fallschirm öffnete sich kurz bevor Williams auf den Boden aufgeschlagen
wäre. So lag er dort, halb bewußtlos auf dem Rücken.
Eine
Menschenmenge versammelte sich um ihn herum. Williams konnte seine Arme
nicht bewegen. Seine Schuhe waren fort und seine Hosenbeine fehlten zur
Hälfte. Fetzen seiner Schwimmweste lagen auf seiner Brust, seine
Fliegerhaube und seine Handschuhe waren ebenfalls fort.
Es kamen
Männer einer Einheit der Waffen-SS und brachten ihn fort. Im Krankenhaus
stellten Ärzte fest, dass sein linker Arm vierfach gebrochen und sein
rechter Arm ausgekugelt war. Nach einigen Tagen im Reserve-Lazarett
Gütersloh kam der Pilot in ein Luftwaffengefängnis und anschließend in
das Verhörzentrum Oberursel - Dulag Luft -. Über mehrere Gefangenenlager
wie Stalag Luft I in Sagan und Nürnberg landete er schließlich im
Stalag VII A bei Moosburg.
Nachdem die Amerikaner das Lager befreit
hatten, wurde er am 8.Mai 1945 in ein Krankenhaus nach Reims in
Frankreich evakuiert. Zwei Wochen später wurde der Pilot der 22. Staffel
nach Cherbourg geschickt, weil er nicht mehr auf ;ärztliche Hilfe
angewiesen war. Er kehrte nach England zurück und erreichte Chalgrove in
der dritten Maiwoche 1945.
Lt Williams gehörte der 8. Airforce - Luftflotte -
, der 7. Photo Reconnaissance Group - Aufklärungsgeschwader - und der
22.P.R.Squadron - Aufklärungsstaffel - an. Heimathafen war Mount Farm in
der Grafschaft Oxfordshire, England. Er flog bis zu seinem Abschuß
insgesamt 16 Einsätze.
Die Kennung seiner Maschine war ein
dunkelblauer Spinner und rote Streifen auf der Motorhaube für die
7.P.R.Group sowie weiße Seitenruder für die 22.P.R.Squadron.
Der Abschuß des amerikanischen Aufklärers ging
auf das Konto von Leutnant Alfred Schreiber, zum damaligen Zeitpunkt
9./JG 6 und stationiert auf dem Fliegerhorst Achmer bei Bramsche, der
eine Me 262 mit der Werknummer 110.387 und dem Stammkennzeichen TT FA flog.
Alfred Schreiber,
zwischenzeitlich zum Oberleutnant befördert und zur 1./JG 7
versetzt, kam am 26.11.1944 bei der Kollision mit einem alliierten
Jagdflugzeug (Spitfire) über Nordhorn ums Leben. Dabei flog er eine Me
262 mit der Werknummer 110.372 und der "Weißen 3" als Kennung.
Alfred
Schreiber, geboren am 11.11.1923 in Keplachowitz, ruht auf der
Kriegsgräberstätte "Obermeitingen-Schwabstadl" im Landkreis Landsberg.
Second Lieutenant Williams mit seiner P-38 kurz vor dem Start
Abzeichen der 22. P.R. Staffel